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Unsere besten Freunde hatten uns im November 1997 zu ihrer Hochzeit in Ft. Lauderdale eingeladen. Da Tom noch nie in Florida war, beschlossen wir, uns 3 Wochen Zeit zu nehmen und uns über und unter Wasser gründlich umzusehen. Begleitet wurden wir von Claudia, die kurz zuvor das Tauchen gelernt hatte.

Wir buchten einen Flug von München nach Miami, und mieteten uns dort einen Wagen (Ford Galaxy), der groß genug war, um 3 Personen mit Tauchgepäck und Hochzeitsklamotten unterzubringen, und machten uns - ziemlich übermüdet - auf den Weg nach Kissimmee bei Orlando.
Unterwegs glaubten wir, ein UFO gesehen zu haben, doch hinterher stellte sich heraus, dass es eine Atlas-Rakete war, die gerade von Cape Canaveral gestartet war.

Die ersten 3 Tage verbrachten wir in Kissimmee bei Orlando, um uns die verschiedenen Disney World Vergnügungsparks anzusehen.
Leider gab es am zweiten Tag einen Wetterwechsel und die Temperatur fiel von angenehmen 25 auf ziemlich kalte 10 Grad C. Wie sich herausstellte, lockte dieser Temperatursturz die Manatees früher als gewöhnlich in das warme Wasser des Crystal River.

Am 9.11. fuhren wir dann die ca. 80 Meilen auf kleineren Landstrassen von Kissimmee über Inverness nach Crystal River. Die Strecke war teilweise wunderschön, Südstaaten-Romantik pur.
Da die Manatee-Saison noch nicht begonnen hatte, war es kein Problem, ein Hotelzimmer in Crystal River zu bekommen. In der Hochsaison sollte man aber unbedingt vorher reservieren.
Das Best Western Hotel hatten wir uns vorher aus einem der Touristen-Käseblätter ausgesucht, die man in Florida in jedem Supermarkt und an jeder Tankstelle kostenlos bekommt. Im nachhinein stellte sich dann allerdings heraus, dass der ADAC-Rabatt, den man uns gewährte, noch günstiger war, als das Angebot aus der Zeitung. (Der ADAC ist ein Partner des amerikanischen AAA)

Der Ort Crystal River zieht sich mehrere Meilen an der US 19 entlang. 2 Restaurants sind vom Hotel aus zu Fuß zu erreichen, für alles andere benötigt man ein Auto.
Da es für die Manatee-Tour bereits zu spät war, meldeten wir uns bei der Tauchbasis für den nächsten Vormittag an und beschlossen, erst mal den Ort zu erkunden.
Wir waren fast die einzigen Touristen, alles war geschlossen und wir waren froh, überhaupt ein offenes Restaurant zum Abendessen zu finden.

Am nächsten morgen frühstückten wir gemütlich in dem kleinen Cafe vor dem Hotel, zogen unsere Neoprenanzüge an, packten ABC-Ausrüstung und Kamera und wanderten in voller Montur zur Tauchbasis.
Dort hatte man uns am Vortag geraten, nicht zu Tauchen, sondern nur zu Schnorcheln, da die Manatees an Taucher nicht so nahe herankommen, wie an Schnorchler. Wahrscheinlich mögen Sie die Blubbergeräusche beim Ausatmen nicht. Wer trotzdem Tauchen möchte, kann auf einem der Schnorchelboote mitfahren, oder sich ein eigenes kleines Boot ausleihen.
Ehe es los ging, bekamen wir noch eine Stunde lang eine Einweisung, wie man sich bei Manatee-Begegnungen richtig verhält und was strikt (d.h. bei Geldstrafe) verboten ist. Man darf z.B. nicht auf Manatees zuschwimmen, sondern man muss warten, bis sie zu einem kommen. Außerdem wurde ein Video gezeigt, im dem erklärt wurde, wie Manatees leben und warum sie vom Aussterben bedroht sind.
Das war alles sehr interessant, aber uns war wegen der Neoprenklamotten mittlerweile ziemlich warm und wir waren froh. als wir dann endlich aufs Boot steigen dürften.

Wir hatten Glück, denn wir waren insgesamt nur zu sechst auf dem Boot. In der Hochsaison gibt es auf den Booten und im Wasser sicher ein ziemliches Gedränge. Außerdem war die Manatee-Saison noch nicht eröffnet, so dass wir auch in sonst gesperrte Bereiche fahren dürften und wegen des kalten Wetters hatten sich bereits ungewöhnlich viele Manatees eingefunden.
Das praktische an so einer Schnorcheltour ist, dass der Bootsführer während der Fahrt von der Basis informiert wird, wo sich angeblich gerade Manatees aufhalten, und dann direkt dorthin fahren kann. Auf uns alleine gestellt, hätten wir sie vermutlich nicht so schnell gefunden.

Unser Boot durchquerte die Kings Bay und bog nach rechts in einen der vielen Seitenarme des Crystal River ein.
Nach ca. 10 Minuten hielten wir an und ließen uns vorsichtig und möglichst geräuschlos ins Wasser, um die Manatees nicht zu erschrecken. Das Wasser war grün und ziemlich trübe. Am Grund konnten wir ein paar große dunkle Schatten ausmachen, wir waren uns aber nicht sicher, ob das Manatees oder Felsbrocken waren, bis sich plötzlich einer der Brocken bewegte und zur Oberfläche kam.
Juhu - wir hatten gerade unser erstes Manatee gesehen !
Es dauerte nicht lange und wir waren von mehreren halbwüchsigen Manatees umringt, die uns anstupsten und gestreichelt werden wollten. Die ausgewachsenen Tiere kamen nicht so nahe an uns heran, aber wir waren sowieso vollauf damit beschäftigt, die kleinen zu streicheln. Manchmal reichten 2 Hände gar nicht aus.
Wir waren völlig begeistert ! So toll hatten wir uns das nicht vorgestellt.
Die Manatees wurden immer zutraulicher, sie hoben ihre Brustflossen, um sich darunter kraulen zu lassen und schnüffelten mit ihren weichen Schnauzen interessiert an meiner gelben Kamera (leider kein Salat). Gelegentlich kamen nun auch größere Tiere vorbei, um mal kurz nach dem rechten zu schauen.
Nach ca. 20 Minuten hatten sie dann wohl genügend Streicheleinheiten bekommen, denn wie auf ein Kommando tauchten plötzlich alle Manatees ab. Zeit für uns, wieder aufs Boot zu klettern und weiter zu fahren.

Unser Bootsführer hatte mittlerweile einen anderen Tipp erhalten und wir fuhren vorbei an einigen Verbotsschildern (noch war ja keine Saison) weiter in das Labyrinth der Flussarme hinein.
Nach einiger Zeit änderte sich das Wasser und wurde kristallklar. Kurz darauf hielt das Boot wieder an und wir sahen eine Gruppe von 11 Manatees im Wasser.
Wieder glitten wir vorsichtig ins Wasser und nach kurzer Zeit begann das Streichelspiel von neuem.
Als ich gerade mein letztes Foto verknipst hatte, meinte der Bootsführer, wir könnten noch durch einen kleinen Bach, der in der Nähe einmündete schnorcheln, dort würde es uns sicher auch gefallen.
Nach ca. 50 Metern gegen heftigste Strömung erreichten wir einen großen Quelltopf. Die Sicht war unglaublich, man konnte durch das gesamte Becken sehen.
Genau in der Mitte war eine Manatee-Mutter gerade dabei, ihr Baby zu säugen. Wir hielten respektvoll Abstand und ich ärgerte mich, weil der Film voll war. Auf dem Rückweg sahen wir im Vorbeiflug noch diverse Fische und ein paar Flusskrebse, bis uns die Strömung wieder bis kurz vor das Boot brachte.

Unsere 3 Mitschnorchler waren bereits wieder an Bord und wir machten uns auf den Weg zurück zur Basis.
Die Begeisterung war groß, denn keiner von uns hatte gedacht, dass wir so viele Manatees sehen würden und dass sie tatsächlich so nahe kommen und so zutraulich sind. Wir waren uns alle einig, dass dies bisher unser schönstes Unterwassererlebnis war.

Da wir uns noch das indianische Museum der Crystal River State Archeological Site und den Homosassa Springs State Wildlife Park ansehen wollten und außerdem geplant hatten, am Nachmittag noch bis nach St. Petersburg zu fahren, konnten wir die Nachmittagstour leider nicht mehr mitmachen. Mit großem Bedauern packten wir unsere Siebensachen ins Auto und machten uns auf den Weg.

Die Crystal River State Archeological Site ist ein äußerst interessantes Museum, in dem nicht nur viele Artefakte ausgestellt werden, sondern auch Ausgrabungen von Wohnstätten, Tempeln und sogar einer kleinen Pyramide zu besichtigen sind.
Wir verbrachten dort trotz vieler Mücken mehrere Stunden und beschlossen daher, Homosassa links liegen zu lassen (Manatees hatten wir ja schon in freier Wildbahn gesehen) und direkt nach St. Petersburg zu fahren.

Unsere Reise führte von St. Petersburg die Golfküste entlang bis nach Naples, von dort über den Tamiami Trail (US 41) zur Ostküste und via Miami nach Homestead, von wo aus wir die Everglades besuchten. Dank Zanzarin-Öl bekamen wir keinen einzigen Stich ab, allerdings mussten wir unsere müffelnde Kleidung danach luftdicht verpacken und das Auto erst mal 1 Stunde lüften.

Danach ging es auf der US 1 über die Florida Keys bis nach Key West, wo wir ein paar Tage verbrachten und nach einem wenig begeisternden Tauchversuch beschlossen, lieber das Nachtleben zu genießen. Mehr dazu in Key West 1997

Von Key West aus fuhren wir an der Ostküste bis nach Ft. Lauderdale, wo wir uns mit unseren Freunden und ca. 40 weiteren Hochzeitsgästen trafen.
Leider hatten wir hier keine Zeit, um Tauchen zu gehen, denn die Berichte über die Wracks vor der Küste klingen teilweise sehr interessant.
Statt dessen machten wir einen Abstecher zum John F. Kennedy Space Center nach Cape Canaveral, wo (Timing ist alles) wir den Start eines Space Shuttles beobachten konnten. Sehr beeindruckend !

Zum Abschluss fuhren wir mit einigen Bekannten noch für 5 Tage zum Tauchen nach Key Largo.
Hier bekamen wir zum ersten mal hautnah vermittelt, was amerikanisches Tauchen nach PADI bedeutet. Teuer, flach, kurz, langweilig und bürokratisch bis zum geht nicht mehr.
Mehr dazu in Key Largo 1997

Nach gut 3 Wochen lieferten wir unseren Ford Galaxy wieder ab und bestiegen mit gemischten Gefühlen das Flugzeug nach München.
Wir hatten einen wunderschönen Urlaub, zum Tauchen werden wir aber so schnell nicht wieder nach Florida fahren.

 

© Sabine Noack, November 1997.   Aktualisiert im Dezember 2001.